Artikel aus dem MoerserMonat 12-2016

Titel MM 12-2016
Dieser Text des „Moerser Monat“, Ausgabe 12 /2016, wird  hier wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung der dortigen Redaktion.
Hier können Sie das Original (mit zusätzlichen Bildern) ansehen.

Das Interview mit Leon Scheepers führte Maren Tönisen.


Herr Scheepers, jedes Jahr gibt‘s was Neues an Ihrem Weihnachtshaus, was ist es dieses mal?
Die größte Neuheit in diesem Jahr ist ein LED-Schild, auf dem ich Texte laufen lassen kann.

Was soll denn darauf stehen?
Bis jetzt habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht. Das Schild hängt ja noch nicht. Es ist aber ein Riesending: 5 Meter lang und 2,50 Meter hoch.

Aber was darauf stehen soll, wissen Sie noch nicht?
Ich kann mir zum Beispiel „Herzlich willkommen zum Moerser Weihnachtshaus“ vorstellen. Das hört sich immer gut an. Genauso wie „Vielen Dank für Ihren Besuch“ oder, wenn Silvester ist, auch „Guten Rutsch ins neue Jahr“. Und wenn ein Besucher einen Wunsch hat, dann soll er sich melden.

Wie denn?
Indem er klingelt.

Kommen Sie über Ihr Hobby mit vielen Leuten in Kontakt?
Ja, schon. Es gibt jedes Jahr auch ein paar geschlossene Veranstaltungen hier. Letztes Jahr haben hier einige ein Singletreffen veranstaltet, das gibt‘s in diesem Jahr wieder, auch einen Seniorentag.

Wie kamen Sie auf die Idee, das Haus derart zu beleuchten?
Mein Vater hat damit angefangen. Da haben wir noch woanders gewohnt. Er hat ein Lichternetz gekauft und einen kleinen Schneemann. Irgendwann sind wir dann hierher, in die Moselstraße, gezogen, und mein Vater hat die Vorderseite des Hauses beleuchtet. Aber da wurde vieles kaputt gemacht und geklaut. Dann habe ich richtig losgelegt, Haus und Garten auf der Rückseite zu beleuchten. Ich mache das jetzt seit zwölf Jahren. In einem solchen Ausmaß allerdings erst seit drei Jahren. Früher habe ich nur 2000 bis 3000 Lichter gehabt, 2014 hatte ich dann 9000, letztes Jahr waren es 17.000 und in diesem Jahr bin ich bei 21.000 Lichtern. Jetzt ist es das größte Weihnachtshaus am Niederrhein.

Woher wissen Sie das?
Ich bin mit vielen in Kontakt, bin Mitglied in einer WhatsApp-Gruppe, in der Menschen aus ganz Deutschland sind, die solche Häuser haben. Am Niederrhein gibt es zwar noch ein paar andere Weihnachtshäuser, aber die haben alle so um die 10.000 bis 12.000 Lichter. In Sonsbeck hatte ich bis letztes Jahr noch einen Kollegen, der hatte ein noch größeres Weihnachtshaus – mit 50.000 Lichtern.  Der ist aber weggezogen.

Sind 50.000 Lichter ein Ziel, das Sie auch mal erreichen möchten?
Das Problem ist: Ich habe keinen Platz mehr. Es sind schon alle Ecken ausgefüllt. Aber irgendwann möchte ich auf 25.000 Lichter kommen.

Dazu müssten Sie das Grundstück vergrößern …
Nicht unbedingt. Ich habe immer Ideen, wo noch etwas hinkann.

Wo denn zum Beispiel?
Im Garten gibt es immer noch irgendwo irgendeine Lücke, oder an der Hauswand. Dieses Jahr habe ich es endlich geschafft, die Hauswand von meiner Oma, die nebenan wohnt, auch noch in Beschlag zu nehmen.

Sie haben sie überredet!
Genau, sie ist davon erst nicht so überzeugt gewesen. Sie sagt immer: Es reicht

Trotzdem hilft Ihnen Ihre Oma?
Ja, sie hilft. Meine Mama auch. Aber hauptsächlich mache ich das alleine. Die haben jetzt keine Lust mehr dazu. (lacht)

Wo lagern Sie die Lichterketten eigentlich, wenn die nicht im Einsatz sind?
An mehreren Standorten – bei Freunden, Verwandten und Bekannten.

Und wie finanzieren Sie Ihr Hobby?
Die Stromrechnung ging bis jetzt nicht an mich, sondern an meine Eltern. (lacht)

Hat sich eigentlich nie jemand über Ihren hohen Stromverbrauch beschwert?
Ich benutze jetzt schon viele LED. Etwa die Hälfte der Lampen sind LED-Lampen, der Rest normale Glühlampen. Außerdem ist es ja auch nur für fünf Wochen. Sparsam wäre trotzdem anders. Naja, wir sparen schon was mit den LED-Lampen. Wir verbrauchen ungefähr 3000 Kilowatt in den fünf Wochen.

Das ist ja der Jahresverbrauch eines ganzen Einfamilienhauses: 3000 Kilowatt.
Ja, 3000 Kilowatt ist schon eine Menge.

Sie machen eine Ausbildung zum Elektriker. Das war ja irgendwie klar …
Nee, so klar war das nicht. Anfang des Jahres habe ich erst eine Ausbildung als Schreiner begonnen, aber das hat mir überhaupt nicht gefallen. Dann bin ich zum Elektriker gewechselt.

Hilft Ihnen Ihr Hobby im Beruf wenigstens weiter?
Dadurch habe ich schon manche Sachen gelernt –Lichterketten reparieren zum Beispiel …

Die Stromrechnung ging bis jetzt ja immer an Ihre Eltern. Die Deko zahlen Sie selbst?
Genau. Vor zwölf Jahren habe ich aber noch nicht so viel gekauft, da durfte ich viele Sachen von meinem Vater nehmen. Mit den Jahren kam dann immer mehr zusammen. Nach Weihnachten sind die Sachen ja überall reduziert und dann geht der Großeinkauf immer los.

Was heißt denn Großeinkauf? Wie viel kaufen Sie dann?
Ich kaufe Sachen für mehrere Hundert Euro, immer das, was ich gebrauchen kann. Ich gebe manchmal 400 Euro aus, manchmal sogar noch mehr.

Wie finanzieren Sie das denn?
Jetzt von meinem Ausbildungslohn, früher vom gesparten Taschengeld.

Die Deko mussten Sie immer selbst bezahlen?
Ja. Ich bin ja auch derjenige, der die Sachen haben will.

Was ist der Sinn darin, ein Haus so zu beleuchten?
Es macht mir Spaß und es ist immer wieder schön, das Endergebnis zu sehen. Ich habe die Frage, warum ich das überhaupt mache, schon oft gehört. Und auch die, ob ich nicht leicht verrückt bin …

Gibt es denn einen Moment, den Sie besonders toll finden – zum Beispiel, wenn Sie die Lichter anknipsen?
Ich sehe das Ergebnis ja selbst nicht vor dem 1. Advent.

Warum nicht? Ist es dann noch nicht fertig?
Fertig ist es dann, aber ich möchte es dann noch nicht sehen. Die anderen sehen es auch noch nicht, und dann möchte ich es auch noch nicht sehen.

Es gibt also keine Generalprobe?
Nee, das passiert immer alles auf gut Glück. Ich lasse mich immer überraschen, ob alles funktioniert. Ich probiere es aber aus, sobald ich etwas aufbaue.

Wie sind denn die Reaktionen der Leute?
Bis jetzt fanden viele das Weihnachtshaus sehr schön. Klar, es gibt welche, die finden es kitschig. Aber das ist, glaube ich, ganz normal. Nicht jeder mag das.

Was sagen denn die Leute, die es schön finden?
„Gute Arbeit“, „Schön gemacht“, „Sieht wunderbar aus“.

Klingeln die Besucher an der Haustür?
Manche klingeln, manche schreiben auch auf meine Facebookseite.

Haben die Besucher auch Verbesserungsvorschläge?
Manche fragen, ob ich nicht auch noch den Garten nebenan schmücken könnte. Aber das geht nicht, der gehört eben den Nachbarn.

Also möchten diese Leute noch mehr Beleuchtung?
Genau.

Und Sie würden das auch machen, wenn es die Möglichkeit gäbe?
Ja, da wäre ich auf jeden Fall dabei!

Wie planen Sie eigentlich Ihre Lichter?
Es kommt jedes Jahr etwas dazu; mit der Planung beginne ich schon im Sommer. Und wenn ich in WhatsApp-Gruppen etwas Neues sehe, was mir gefällt, überlege ich, ob und wie ich es umsetzen kann.

Zeichen Sie einen Plan?
Nein. Das ist alles in meinem Kopf drinnen.

Kommen die Sachen jedes Jahr an die gleiche Stelle?
Einige haben ihren Stammplatz, andere wechseln ihre Position.

Was ist denn Ihr Lieblingsteil?
Ein Schlitten, den habe ich mir aus Amerika liefern lassen. Das ist mein Heiligtum. Ich habe ihn gesehen und musste ihn sofort haben. Meine Eltern finden ihn ein bisschen kitschig-bunt. Aber er passt gut hierher.

Gibt es eigentlich eine Trendfarbe in diesem Jahr?
Dieses Jahr ist die Farbe ‚Orange‘ neu dabei. Orange ist in diesem Jahr in.

Wie informieren Sie sich darüber?
In der WhatsApp-Gruppe oder übers Internet. Da gibt es Weihnachtsforen.

Seit wann steht eigentlich der Weihnachtsbaum schon im Garten?
Seit dem 24. Oktober.

Wenn Sie die ganze Zeit schon im Weihnachtsfeeling sind, freuen Sie sich dann überhaupt noch auf Weihnachten?
Doch, doch. Nur der Abbau … Darauf hat man nie so wirklich Lust. Man muss dann ja immer alles saubermachen, es in die Kartons packen und alles wieder wegräumen. Aber das muss sein. Wer aufbaut, muss auch wieder abbauen.

Wie wird denn alles sauber gemacht?
Mit einem Lappen. Ich bin da übrigens sehr pingelig. Sogar die Kabel werden sauber gemacht. Es muss ja schließlich auch alles jahrelang halten. Klar, es geht immer was kaputt, aber das meiste repariere ich selber. Ich schmeiße eigentlich nie was weg.

Haben Sie ein System, wenn sie alles wieder einpacken?
Ich fange meistens auf dem Dach an und dann arbeite ich mich nach hinten zur Hauswand vor und dann zum Hof. So wird das dann auch immer weggepackt.

Können Sie sich ein Weihnachten ohne Beleuchtung vorstellen?
Nein. Nee. Nee. Auf keinen Fall. Nee.

Warum nicht?
Dass alles dunkel bleibt, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.

Haben Sie eigentlich noch andere Hobbys?
Ja, ich baue noch Modell-Kirmessen. Im Sommer reise ich dann durch ganz Deutschland – zu verschiedenen Kirmesplätzen.